Wirtschaft
Der primäre Sektor wird in Kerala besonders betont, der industrielle ist eher vernachlässigt. Investoren zögern wegen der vielen Regierungswechsel bzw. der politischen Instabilität und der starken Gewerkschaftsbewegung. Kapitalistisches Unternehmertum ist kaum entwickelt.
Beim primären Sektor handelt es sich um Land-, Forst-, Plantagen- und Fischereiwirtschaft. Für die Landwirtschaft wird ca. 86% der Fläche Keralas genutzt. Die Nahrungsmittelproduktion stagniert, und Kerala ist von Importen, vor allem aus dem Nachbarstaat Tamil Nadu, abhängig. Laut ‚Economic Review’ 1992 wird 60% des Getreides importiert. Getreideknappheit, besonders während der Regenzeit, ist keine Seltenheit. Schuld daran ist die Ausrichtung auf kommerzielle Produkte statt auf Grundnahrungsmittel. 92% des Kautschuks Indiens, 70% der Kokosernte, 60% des Tapioka und fast 100% des Zitronengrasöls werden von Kerala produziert.
Die Subsistenzlandwirtschaft der Farmbetriebe musste zum größten Teil den Plantagen weichen. Die ökonomische Leistung der Subsistenzproduktion wird wenig sichtbar, so sind Regierungen wie die indische eher an cash crops interessiert.
Die keralesische Wirtschaft beruht vor allem auf der Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse, wie zum Beispiel Kokosverarbeitung, Handweberei, Verarbeitung von Cashewnüssen und Kautschukindustrie. Für KleinbäuerInnen bietet die Subsistenzlandwirtschaft mit Mischkulturanbau viele Vorteile: Ressourcen (Anbaufläche, Wasser, Arbeit) werden besser genutzt, die Bodenfruchtbarkeit bleibt erhalten, der Boden ist besser vor Erosionen und Austrocknung geschützt, die Produktion ist nachhaltig, es gibt keine Marktrisiken, es besteht Nahrungssicherheit und die Ernährung ist ausgewogener.
(vgl. Bau/Kashiwagi 1994: 8ff, 36, 55, 70f; Ramachandran 1996: 216f)